Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit oligometastasierter Tumorerkrankung in einem Closed-Loop-Prozess steht auch in der 2. Förderphase im Fokus der Forschungsaktivitäten in M²OLIE. Bei dem Patientenkollektiv im Rahmen von M²OLIE ist der Primärtumor kontrollierbar, zusätzlich liegen bis zu fünf progrediente metastatische Läsionen in der Leber oder im Gehirn vor, die hauptverantwortlich für den Tod von Tumorpatienten sind. Von den weltweit bis zu 20 Millionen Menschen (ca. 500 000 Menschen in Deutschland), die vermutlich 2020 an Krebs erkranken werden, verstirbt nahezu die Hälfte an ihrer Krankheit. Lebermetastasen können bei 70 % dieser Todesfälle nachgewiesen werden. Hirnmetastasen treten bei etwa 20 % aller Tumorpatienten auf. Aktuell werden Patienten mit Oligometastasen fast ausschließlich palliativ behandelt. Eine molekulare Analyse aller Metastasen eines Patienten findet trotz des Wissens um die Tumorheterogenität (Unterschiede auf molekulargenetischer Ebene) nicht statt. Die einzelnen Schritte des üblichen Behandlungsablaufs bei diesen Patienten mit u. a. rein manuell assistierter Biopsie, histologischer Analyse und Befundung einer Metastase und Therapieentscheidung im einmal pro Woche tagenden Tumorboard mit anschließendem stationärem Aufenthalt verteilen sich auf mindestens zwei, häufig auch auf mehrere Wochen.

Hier setzt das Konzept des Closed-Loop-Prozesses von M²OLIE zur kurativen Therapie dieser Krebserkrankung an. In der 1. Förderphase wurden verschiedenste Schritte – elektronische Patientenaufklärung, neuartige Bildgebungsanalysen, automatisierte Roboter assistierte Nadelplatzierung zur Biopsie und zur Intervention, molekulare Klassifizierung von Tumorentitäten mittels Massenspektrometrie und Einberufung eines Ad-hoc-Tumorboards zur Therapieentscheidung – erfolgreich erforscht. Das Ziel der Forschungsaktivitäten in der 2. Förderphase ist die Integration der bisherigen Einzelschritte unter konsequenter Verwendung automatisierter Abläufe zu einem durchgängigen, zeit- und kosteneffizienten Closed-Loop-Prozess, der zum Abschluss der zweiten Phase in der klinischen Evaluierung an Tumorpatienten mit individualisierter, minimal-invasiver Therapie aller Metastasen in einem One-Stop-Shop mündet. Dies soll durch die enge Verflechtung der drei Verbundprojekte mit ihrer Vielzahl an Arbeitspaketen erreicht werden: M²IBID mit der diagnostischen und interventionellen Bildgebung und der molekularen Analyse, M²INT mit der Automatisierung und Roboterassistenz bei Biopsie und Intervention und M²DATA mit der Konzeption eines M²OLIE übergreifenden Datenversorgungsprozesses. Der M²OLIE Closed-Loop-Prozess wird zu einem Paradigmenwechsel im gesamten diagnostisch-therapeutischen Behandlungsprozess onkologischer Patienten führen.