Langzeitergebnisse der SABR-COMET-Studie

19.04.2021

Hohe Relevanz für Therapieansätze im Forschungscampus M²OLIE

Die SABR-COMET-Studie, deren Langzeitergebnisse durch Palma et al. nun publiziert wurden, ist eine der relevantesten frühen Patientenstudien (Phase II), die die Wirksamkeit einer stereotaktischen Radiotherapie (SABR) bei Patienten mit oligometastasierten Tumoren nahelegt. Das Konzept wurde bereits in den 90er Jahren entworfen (Hellman und Weichselbaum J Clin Oncol 1995), erste prospektiv-/randomisierte Daten zur Wirksamkeit beim Bronchialkarzinom wurden aber erst 2016 durch Gomez et al. (Lancet Oncology 2016) publiziert. Die nun vorgelegte Arbeit von Palma und Kollegen (J Clin Oncol 2020 38:2830-2838) beinhaltet Ergebnisse zu Patienten mit oligometastasierter Tumorerkrankung. Eine Oligometastasierung wurde hierbei als das Vorliegen von bis zu fünf ablativ bestrahlbaren Metastasen bei gleichzeitig kontrolliertem Primärtumor definiert. Als Primärtumoren waren nicht nur Bronchialkarzinome zulässig, sondern diverse solide Tumoren, unter anderem Mammakarzinome, kolorektale Karzinome und Prostatakarzinome. Es wurde dann im Verhältnis 1:2 zwischen zwei verschiedenen Therapiearmen randomisiert: Der Standardtherapie ohne SABR (stereotactic ablative radiotherapy) beinhaltete die für den jeweiligen Tumor indizierte Standardtherapie und eine Radiotherapie nur bei symptomatischen Metastasen. Die experimentelle Therapie umfasste zusätzlich zur Standardtherapie die SABR aller Metastasen. Die Ergebnisse der Studie zeigten einen deutlichen Vorteil beim progressionsfreien Überleben (PFS): Im Experimentalarm waren 17,3 % der Patientinnen und Patienten rezidivfrei, während die Rate im Standardarm bei 0 % lag. Dieser Unterschied übertrug sich auch auf das Gesamtüberleben, hier zeigte sich ein Vorteil von 42,3 % gegenüber 17,7 %. Obwohl es sich hierbei pro forma um eine Phase II Studie handelt, die mit 99 Patienten noch nicht für einen sicheren Wirksamkeitsnachweis ausgelegt war, ist die Differenz zwischen den Armen so groß, dass in Zusammenschau mit anderen Daten (u. a. Gomez et al. 2016) eine Wirksamkeit der Lokaltherapie bei Tumorpatienten mit oligometastasierter Erkrankung wahrscheinlich erscheint. Der definitive Nachweis der Wirksamkeit wird im Rahmen der laufenden Phase III-Studien geprüft (u. a. NCT03862911, NCT02089100 und NCT03867175). Ebenso werden verschiedene Metastasenzahlen als Cut-off-Wert für die Definition der Oligometastasierung in diesen Studien geprüft (bis zu 10 Herde), diesbezüglich sind die Ergebnisse aber noch ausstehend.

Für den Forschungscampus M²OLIE haben diese Ergebnisse eine hohe Relevanz, da sie die zugrundeliegende Theorie praktisch bestätigen, nämlich dass eine Lokaltherapie das Überleben von Patientinnen und Patienten in der metastasierten Situation verlängern kann. In der Studie wurde nur die SABR als Therapieansatz untersucht, grundsätzlich ist es aber wahrscheinlich, dass die Ergebnisse auch auf interventionelle Lokaltherapien übertragbar sind, zumindest in Fällen, in denen eine dosiseskalierte SABR nicht möglich erscheint. Somit ist eine breite klinische Anwendbarkeit der i. R. vom Forschungscampus entwickelten Therapieansätze nun sehr wahrscheinlich. Sofern die aktuell noch laufenden  Studien mit bis zu 10 Metastasen ebenfalls einen Überlebensvorteil zeigen, würde dies die Relevanz von Lokaltherapien trotz der neuen leistungsstarken Systemtherapien (Immuntherapien oder gezielte Tumortherapien) enorm steigern. Wenn sich der von Palma et al. beobachtete Unterschied beim Gesamtüberleben so bestätigt, dann wäre die Lokaltherapie in Form einer SABR oder einer schonenden Lokaltherapie leistungsstärker als die meisten neu zugelassenen Systemtherapien und somit hochrelevant bei der Therapie entsprechender Patientinnen und Patienten.

Hier gelangen Sie zur publizierten Studie:

Stereotactic Ablative Radiotherapy for the Comprehensive Treatment of Oligometastatic Cancers: Long-Term Results of the SABR-COMET Phase II Randomized Trial David A. Palma, Robert Olson, Stephen Harrow, Stewart Gaede, Alexander V. Louie, Cornelis Haasbeek, Liam Mulroy, Michael Lock, George B. Rodrigues, Brian P. Yaremko, Devin Schellenberg, Belal Ahmad, Sashendra Senthi, Anand Swaminath, Neil Kopek, Mitchell Liu, Karen Moore, Suzanne Currie, Roel Schlijper, Glenn S. Bauman, Joanna Laba, X. Melody Qu, Andrew Warner, and Suresh Senan Journal of Clinical Oncology 2020 38:25, 2830-2838

Text: PD Dr. Daniel Bürgy, Klinik für Radioonkologie, Universitätsmedizin Mannheim